3.2 Taktarten

Musik wird in mehreren Ebenen in logische Blöcke gegliedert. Auf der Ebene des Rhythmus sind dies:

Hieraus ergeben sich die prinzipiellen Taktarten, welche durch eine bruchähnliche (und auch so ausgesprochene) Schreibweise, die sog. Taktangabe, gekennzeichnet werden, wobei die Zahlen eine über die Mathematik hinausgehende Bedeutung haben, ein 3/4-Takt ist also trotz gleichem Plenum kein 6/8-Takt; man kann nicht "mathematisch kürzen". Die Mensursymbole werden heute – außer dem Symbol für den 4/4 und den alla-Breve-Symbolen – nicht mehr verwendet.

3.2.1 Takte mit regelmäßigem Metrum

Haupt- bzw. Oberteilung („Metrum“, „onbeat“) Neben- bzw. Unterteilung („Prolation“, „offbeat“)
Diminution 2 („binär“, „prolatio imperfecta“) 3 („ternär“, „prolatio perfecta“)
2 Taktartbzw.alla breve minorbzw.quaternariabzw.senaria imperfecta
Plenum
ad metrum
ad prolatum
3 Taktartbzw.ternariabzw.senaria perfectabzw. novonaria
Plenum = =
ad metrum
ad prolatum
4 Taktartbzw.alla breve majorbzw.octonariabzw.duodenaria
Plenum =
ad metrum
ad prolatum
5 Taktartquinariaquintuplaquindenaria
Plenum = = =
ad metrum
ad prolatum

Die Basistakte

(3⊱2), (2⊱2), (3⊱3), (2⊱3), (5⊱2) und (5⊱3).

Diese Takte kombinieren die prinzipiellen Teilungsverhältnisse 3 (ternär, aufgrund des christlichen Trinität-Aberglaubens auch 'perfekt' genannt) und 2 (binär, entsprechend 'imperfekt' bezeichnet). Üblich ist es, gerade (binäre) Prolationen mit Viertel-Takten und ungerade (ternäre) mit Achtel-Takten zu notieren. Ausnahme ist hierbei der Shuffle bzw. Swing, bei dem das Metrum dreigeteilt wird, jedoch zweigeteilt notiert wird, da die mittle Note nicht gespielt wird. Auch sind viele im 6/8-Takt notierte Stücke in Wirklichkeit 12/8-Stücke, da man beim Zählen merkt, daß 2 Takte melodisch oder harmonisch zusammengehören. Die Takte mit 5 Schlägen waren schon in der Volksmusik beliebt und ermöglichen eine additive Kombination der Teilungsverhältnisse 2 und 3.

Die Erweiterungstakte

und .

Diese Takte stellen Symmetrieverschiebungen bzw. halbtaktige Erweiterungen für die Basistakte bereit.

Die Diminutionen

, , und .

Diese Takte erweitern die Grundtakte auf die nächst höheren Notenwerte. Die durch den senktrechten Strich der Mensur-Symbole angedeutete Teilung des Taktes auf zwei Takte ging ursprünglich mit einer Steigerung des Tempos einher, aus den Semibreven (ganze Noten) wurden Breven (Doppelganze), die selbe Melodie konnte durch größere Notenwerte geschrieben werden und ermöglichte so eine feinere Unterteilung. Im englisch-sprachigen Raum wird dies immer noch durch den Begriff "cut-time" angedeutet. Die noch heute verwendeten Symbole für den 4/4- und den 2/2- (bzw. selten 4/2)-Takt stammen aus diesem System. Allerdings haben sie ihren direkten Tempo-Bezug verloren, wodurch sich die Symbole nicht eindeutig dem Quater- und Octonaria zuordnen lassen. Das große Alla-Breve spiegelt am ehesten die Zuordnung zum heute üblichen konstanten Tempo und der damit verbundenen Vergrößerung der Notenwerte wieder, das kleine Alla-Breve die früher übliche Verdopplung des Tempos.

3.2.2 Andere Takte

Natürlich ist es möglich, andere Teilungen zu verwenden, insbesondere der 7/8-Takt, der durch seine gefühlte "Vorzeitigkeit" des neuen Taktes antreibt, ist im progressiven Bereich verbreitet. Er stellt eine Verkürzung des 4/4 um eine Achtelnote dar. Da diese Takte sich nicht aus den Teilungsverhältnissen ableiten lassen, sind sie in der obigen Tabelle nicht aufgeführt. Prinzipiell könnte es jede Taktangabe geben, für die meisten Teilungsverhältnisse gibt es jedoch logische und übliche Taktangaben, welche verwendet werden sollten.

3.3.3 Taktkombinationen

Um besondere Teilungs- bzw. Betonugsverhältnisse anzugeben, ist es auch üblich, im Zähler die Betonungsgruppen anzugeben, falls diese von der üblichen Betonung abweichen, so z.B. durch die Angabe (4+2)/8 oder (3+2)/4.

3.3.4 komplexe Plena

Zwei Regeln, die in moderner Computergestützter Notation häufig nur schwer umzusetzen sind, vereinfachen die Notation von taktfüllenden Tönen bzw. Pausen, sollten allerdings nur angewandt werden, wenn das Plenum keiner binären Note entspricht: "Der vom Plenum aus nächstgrößere binäre Noten- bzw. Pausen-Wert dauert immer einen vollen Takt." und "Die Brevis und die ganze Pause füllt jeden Takt." So kann damit zB. ein 5/4-Takt mit einer Brevis oder einer ganzen Pause komplett gefüllt werden, oder ein 3/4-Takt mit einer ganzen Note oder ganzen Pause. Ob diese Regeln angewendet werden, ist sofort aus dem Notenbild ersichtlich und braucht daher nicht gesondert vereinbart werden.